17. Gewohnheit vs. Sucht

Von einer Gewohnheit kann man sprechen, wenn Anwender ein klein wenig gelangweilt sind und sofort Twitter öffnen. Sie spüren einen Stich der Einsamkeit, und noch ehe sie bewusst darüber nachdenken, scrollen sie sich durch ihre Facebook-Einträge. Eine Frage kommt ihnen in den Sinn, und noch ehe sie ihr Gehirn anstrengen, googeln sie die Antwort.

Nir Eyal, Hooked – Wie sie Produkte erschaffen, die süchtig machen, 2019

Gewohnheiten gehören zu den Methoden, mit denen das Gehirn komplexe Verhaltensweisen erlernt.

Eyal, 2019

Gewohnheiten sind eine Art Abkürzung, die zu einem Automatismus führen, weil sie eine optimale Lösung für eine wiederkehrende Handlung bieten. Dazu zählen alle Routinehandlungen, wie Zähneputzen, Händewaschen etc., aber auch Nägelkauen – eine leidliche Angewohnheit, die meist unbewußt passiert und von Stress ausgelöst wird.

Soziale Medien sind stark gewohnheitsbildend, weil sie vielfältige und vor allem einfache Lösungen bieten bei Langeweile, Frustration, Einsamkeit, Informationsbedarf, Unsicherheit etc.

Nach Eyal werden Gewohnheiten über einen Loop von vier Phasen geprägt – eine Art Kettenreaktion –, gepaart mit Assoziationen. Dadurch, dass dieser Loop immer wieder durchlaufen wird, verfestigen sich im Laufe der Zeit bestimmte Handlungsabläufe in Kombination mit Emotionen und werden dann zur Gewohnheit, d.h. man tut es ohne sich dessen bewusst zu sein:

  1. äußerer oder innerer Auslöser
  2. Handlung
  3. variable Belohnung
  4. Investition

Meine Empfehlungen:

Nir Eyal: Hooked – Wie Sie Produkte erschaffen, die süchtig machen. Redline, 2019. (Buch)

Jaron Lanier interview on how social media ruins your life, Youtube-Video, 21 min


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