16. Der Reiz des Zufalls

Unsere Belohnung besteht lediglich in der Vorfreude auf das, was uns auf der anderen Seite des Klicks erwarten könnte. Unsere Enttäuschungen in der Vergangenheit verstärken nur die Erwartung, dass wir dieses Mal für unser Vertrauen belohnt werden.

David A.Tomar, Chefredakteur von The Quad

Noch stärker wirkt sich positive Verstärkung aus, wenn wir nicht genau wissen, was wir bekommen. Daher wirkt die Variabilität der Belohnung besonders anziehend und schürt die Neugier. „Es ist, als ob dein Gehirn – ein geborener Mustererkennungsapparat – der Versuchung nicht widerstehen kann“. Jede Form eines Nutzer-Feedbacks ist eine variable Belohnung, denn menschliche Reaktionen sind nicht vorhersehbar.

Social-Media-Algorithmen sind normalerweise „adaptiv“, was bedeutet, dass sie sich ständig ein bisschen selbst verändern, um so bessere Ergebnisse zu erreichen.

Jaron Lanier, in: „Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“, S.23

Algorithmen enthalten also eine Art „Sprungkomponente“, die sie aus ihrem Ablauf kurz herausspringen lässt – ähnlich der Mutation in der natürlichen Evolution. Solche Ereignisse eröffnen neue Möglichkeiten auf Veränderung und damit die Chancen auf Verbesserung.

Von Social-Bots generiertes Feedback, News-Feed und Video-Empfehlungen unterliegen diesem Prinzip. Auch wenn das Nutzerverhalten und seine Vorlieben bekannt sind, sorgen Algorithmen immer wieder für Überraschungen in Form von abweichenden Empfehlungen.

Auch in den Netzwerken verbreitete sogenannte „Clickbaits“ locken mit variablen
Belohnungen. Es handelt sich dabei um polarisierende Schlagzeilen in Form von Links, die zum Anklicken einladen und sensationelle Erkenntnisse versprechen. Meist verbirgt sich aber nichts dahinter, und die Links dienen nur dem Zweck, möglichst viel Traffic auf Webseiten Dritter zu generieren.


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